Herzlich Willkommen zur 7. Folge von Sucht&Ordnung. Heute zu Gast ist der Typ vom Viertelkollektiv. Ich habe ihn ?ber Instagram kennengelernt, er hat mich angeschrieben da er immer interessiert daran ist, sich mit Menschen zu connecten die etwas rund ums Thema Drogen machen. Seit Ende 2016 betreibt er den Instagram Account Viertelkollektiv und hat 14000 Follower. Er ist sehr aktiv und ich kann jedem nur empfehlen dort mal vorbei zu schauen. Es geht dort auch um die schlechten Seiten des Drogenkonsums die seiner Meinung nach viel zu selten beleuchtet werden. Mir h?tte es damals sehr geholfen und ich f?hle mich dort verstanden.
Viertelkollektiv, Wie bist du zu Drogen gekommen?
In der 4ten Klasse habe ich angefangen zu rauchen und Kippen zu verkaufen. Dann kam der Alkohol in mein Leben, denn auch ich hab ein trinkfestes Elternhaus. Und als N?chstes, mit ca. 18 Jahren, kam das Gras in mein Leben. Ich kann das alles zeitlich schwer einordnen, denn sowie bei dir, Roman, sind viele Jahre einfach nur ein gro?er Brei. Es gibt lediglich Schl?sselmomente an die ich mich erinnere.
Alkohol ist nicht mein Ding und auch nie wirklich gewesen. Ich wurde meist sehr nachdenklich oder aggressiv. Daher ist Alkohol nicht meine Droge, auch wenn diese gesellschaftlich akzeptiert ist. Ich hab dann um die 20 viele Sachen mal ausprobiert. Teile, Koks und Speed obwohl ich eigentlich immer ?berzeugter Antichemie-Vertreter war. Das Speed hat?s mir irgendwann aber angetan und ich bin drauf h?ngengeblieben. Kokain und Tequila sind meine absoluten Abturner. Tequila aufgrund dessen dass ich mir einmal die Seele aus dem Leib gekotzt hab und Kokain ist mir einfach zu wuselig. Ich habe auf Koks immer viele unn?tige Konflikte gehabt.
Was ist deine Lieblingsdroge?
Cannabis, auch wenn ich den Begriff ?Lieblingsdroge? kontrovers finde. Ich rauche zurzeit nicht mehr viel, aber schon regelm??ig. Aber damit komme ich zurecht. Mit Amphetaminen (hier gehts zur Amphetamin Episode) allerdings komme ich ?berhaupt nicht zu Recht, ich habe die Kontrolle dar?ber verloren. Sobald eine Nase geballert wurde, gibt es kein Halten mehr. Ich bin abh?ngig von Speed und kurz vor der Sendung war eigentlich alles bereit f?r einen R?ckfall. Allerdings bin ich nicht r?ckf?llig geworden.
Suchtverlagerung ist auch ein gro?es Thema f?r mich. Sobald ich aufh?re zu ballern, fange ich an mega viel Gras zu rauchen. Das ist anstrengend und ich muss jede meiner Handlungen immer wieder hinterfragen.
Bei mir war es ?hnlich. Sobald ich nicht mehr gekokst habe, kamen sofort die Gedanken mal wieder zu kiffen oder Pilze zu konsumieren. Die ganze Palette war sofort wieder am Start.
Ist man jemals clean?
Mein Suchtverhalten vergleiche ich mit einer Pflanze die ich leider schon eingepflanzt hab. Wenn man die Pflanze nicht gie?t, dann geht sie langsam ein. Aber sobald man die Pflanze nur einmal gie?t, geht sie sofort wieder auf und w?chst.
Wie gehst du als Typ vom Viertelkollektiv, mit R?ckf?llen um?
Ich gehe sehr hart mit mir ins Gericht wenn ich r?ckf?llig werde und mache mir gro?e Vorw?rfe und ziehe daraus kaum Kraft. Ich suhle mich in dem schlechten Gef?hl und fuck mich selbst richtig ab. Mein letzter R?ckfall ist 2 Tage her und aktuell bin ich sehr unruhig. Ich habe sehr viel Respekt davor, dass du dir jetzt professionelle Hilfe geholt hast und in Therapie gehst.
Es ist bei mir einfach so, dass ich bei der ersten Nase die ich ziehe mir schon denke ich habe gar keine Lust auf das was kommt. Als ich das festgestellt habe, dachte ich mir es wird Zeit neue Wege zu gehen.
Hast du einen Tipp f?r Leute die r?ckf?llig werden?
Ich rate jedem das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Das ist wie mit Kindern die laufen lernen. Klar fallen sie immer wieder hin, aber wenn sie es nicht immer weiter probieren, w?rde es nie was werden.
Brainfuck
Dieses Gef?hl, wenn du es deinen Leuten erz?hlt hast, dass du ein Suchtproblem hast und dann wieder r?ckf?llig wirst. Was f?r ein Brainfuck sich vor denen zu verstecken. Also wenn du auf Grund deiner Sucht den direkten Hilfeweg ausblendest um diese auszuleben. Es ist sehr schwer damit umzugehen. Manche konnten gar nicht verstehen was ich da ?berhaupt mache. ?Was hast du?? F?r Einige Leute sind illegale Drogen einfach super weit weg und sie hatten nie Kontakt in ihrem Leben damit.
Ich selbst habe es meiner Frau, die ich sehr liebe, jahrelang nicht erz?hlt obwohl sie immer f?r mich da ist und das Beste f?r mich will. Man verschlie?t sich der Person ein St?ck weit, was sehr schade ist. Man wei? halt nie, wie Menschen die man liebt, darauf reagieren. Und hat Angst abgelehnt zu werden.
Was h?ltst du von Mischkonsum?
Ich habe jahrelang morgens bis nachmittags Speed gezogen und mich abends runter geraucht. Da ich kein Fan davon bin, N?chte durchzumachen und auch eine gewisse Struktur in meinem allt?glichen Leben habe. Ich werde verr?ckt sobald ich nur eine Nacht durchmache. F?r mich macht Mischkonsum aber keinen Sinn mehr bzw. es ist kein Verantwortungsvoller Konsum weil die Wirkung so nicht mehr gew?hrleistet ist. Au?erdem bin ich der Meinung das Mischkonsum Matsche in der Birne macht. Ich w?rde mich selbst als den d?mmsten Konsumenten ?berhaupt bezeichnen. Und nur weil ich und Roman die ganze Zeit v?llig verantwortungslos konsumiert haben, hei?t das nicht dass ihr nicht aus unseren Fehlern lernen k?nnt.
Was haben Drogen in deinem Leben zerst?rt/verbessert?
Nach au?en hin hat es Nichts zerst?rt. Ich habe Alles, also ein Haus ?ber ?n Kopf, was zu essen und all solche Sachen. Allerdings in mir drin ist Einiges kaputt gegangen. Mein Selbstwertgef?hl und mein Selbstbewusstsein hat es kaputt gemacht. Viele offene Fragen hab ich f?r mich selbst. Ich wei? nicht so Recht wer ich bin. Positives kann ich dem Drogenkonsum eher nicht abgewinnen.
Ich bin der Meinung das man sein Leben lang lernt und jeder der behauptet er w?sste wer er ist, der hat sich wahrscheinlich noch nicht ausgiebig genug mit sich selbst besch?ftigt.
Konsumierst du noch?
Ja und ich habe mittlerweile eine gesunde Angst vor Drogen.
Was r?tst du, der Typ vom Viertelkollektiv, den H?rern von Sucht und Ordnung?
Man sollte sich m?glichst wenig beeinflussen lassen vom Konsumverhalten anderer. Egal wer, was und wie viel konsumiert, das hat Nichts mit dir zu tun. Du bist der Einzige der die Konsequenzen tr?gt. Halt dich an deine Grenzen und ?berschreite diese nie.
Liebe Gr??e, euer Typ vom Viertelkollektiv