Herzlich Willkommen zur 16. Episode Sucht und Ordnung, einen wundersch?nen Start ins Jahr 2020. Ich hoffe ihr seid gut rein gerutscht. Heute zu Gast ist Chris, den ich ?ber Instagram (hier gehts zu seinem Profil) kennengelernt habe. Er kommt aus der N?he von Stuttgart, ist 28 Jahre alt und hat 2 Kinder. Er hat ein gewaltiges Drogenproblem, oft R?ckf?lle und m?chte mit mir dr?ber sprechen. Seine Hauptsubstanz ist Amphetamin.
Wie bist du zu Drogen gekommen?
Mit 13 Jahren habe ich das erste mal Zigaretten geraucht. Wie so oft, ist das der Einstieg in die Welt der Drogen. In der 7. Klasse hab ich dann aus Neugierde Cannabis konsumiert und hatte auch meinen ersten Vollrausch durchs Trinken. Des Weiteren hab ich Amphetamine, Kokain, Benzoldiazepine, Ketamin, Ecstasy, MDMA und Poppers ausprobiert. Zu dem spiele ich gerne an Automaten und habe eine Spielsucht. Meine Lieblingsdrogen sind Speed und Cannabis.
Mit 21 hatte ich meine erste Entgiftung mit anschlie?ender Langzeittherapie. Ich habe Angst davor sauber zu werden weil ich gar nicht mehr wei? wie es ist, clean zu sein. Der Anfang der Therapie war gar nicht so schlimm weil mein Verlangen nach dem Drogenkonsum schnell nachgelassen hat. Nur die Erinnerungen meiner Vergangenheit kamen dann deutlich intensiver wieder hoch und das musste ich erst mal verarbeiten. Nach 5 Wochen habe ich die Therapie abgebrochen und bin nach Hause gefahren. Dort habe ich mich von meinem Freundeskreis getrennt, da ich feststellen musste, das diese lediglich mit mir und bei mir konsumieren wollten.
Wie gehst du mit R?ckf?llen um?
Mit zu viel Alkoholkonsum und Benzos habe ich versucht, die Dinge meiner Vergangenheit zu verarbeiten. Leider habe ich da immer wieder R?ckf?lle gehabt und h?ufiger an Suizid gedacht. Das ging soweit, dass ich des ?fteren von der Polizei in geschlossene Anstalten gebracht wurde. Ich habe mich geritzt und auch schon einen Abschiedsbrief geschrieben. Oft enden meine R?ckf?lle mit der Polizei, einem Krankenwagen oder in Entgiftungszentren. Wenn er clean bin, ist die Welt immer in Ordnung.
Auf Drogen allerdings komme ich ?fter auf schlechte Gedanken. Ich habe es akzeptiert, suchtkrank zu sein und suche nach jedem R?ckfall immer direkt wieder Hilfe. Ich versuche mich nicht zu sch?men oder in tiefer Trauer zu verfallen.
Wie sieht es bei dir in Punkto Freunde aus?
Ich habe eigentlich keine Freunde. Das belastet mich sehr. So sehr, dass ich oft alleine konsumiere weil ich das Gef?hl habe, niemand m?chte etwas mit mir zu tun haben. Mein Plan ist es, mich in eine Langzeittherapieeinrichtung au?erhalb von Stuttgart mit anschlie?ender Betreuung einzugliedern damit ich wieder Anschlu? finde. Ich meine damit, dass ich mich selbst mittlerweile ganz gut kennt und immer wieder R?ckf?lle zu haben. Auch wenn ich aktuell vor hab, nie mehr etwas zu konsumieren habe ich leider oft R?ckf?lle.
Ich denke auch das ein Tapetenwechsel ihm ganz gut tun w?rde. Wer suchet der findet. Ich selbst habe dieses Jahr das erste Mal Weihnachten und Silvester ohne einen Tropfen Alkohol oder Drogen erlebt. Es war ein harter Kampf f?r mich aber ich bin froh, dass ich das durchgezogen habe. Denn wenn ich trinke, gehen bei mir die Hemmungen schnell runter und die Bereitschaft, immer mehr Rausch zu wollen, steigt ziemlich schnell ins Grenzenlose.
Wie stehst du zu Mischkonsum?
Ich selbst betreibe ja auch fast ausschlie?lich Mischkonsum obwohl ich wei? wie sinnlos es ist. Ich habe schon oft Unmengen an Geld versoffen oder verraucht und nur die Wirkung des Speeds gemerkt hat. Das Mischen ist total kontraproduktiv und macht nur Matsche im Kopf.
Was haben Drogen in deinem Leben zerst?rt?
Speziell in den letzten 3 Monaten hat mein Amphetamin-Konsum alles kaputt gemacht hat. Ich habe meine beste Freundin verloren, meine Arbeit, den Bezug zur Gesellschaft und zur Realit?t. Keiner m?chte mehr was mit mir zu tun hat weil ich nur noch „der Drogenabh?ngige“ bin. Ich hab einfach keine Kontrolle mehr ?ber mich und st?ndig R?ckf?lle. Die Substanz hat die Kontrolle ?ber mich gewonnen. Ich kann einfach nicht aufh?ren egal wie viel ich habe, ich baller solange bis alles weg ist.
Das kenne ich noch von mir damals. Ich habe auch solange konsumiert bis mein K?rper rebelliert hat.
Wie geht deine Familie damit um das du Drogen konsumierst?
Meiner Mutter ist das Ganze eigentlich ziemlich egal. Sie fragt manchmal ob ich das Speed nicht mal lieber weglassen wollen w?rde. Ehrlich gesagt, h?tte ich mir gew?nscht, dass meine Mutter mehr gegen meinen Drogenkonsum vorgehen w?rde und mir nicht das Gef?hl geben w?rde, dass ich ihr egal bin. Ich gehe schon immer sehr offen mit meiner Sucht um, da ich es auch nicht anders kenne. Meine Eltern haben sich weg geschossen im Wohnzimmer und ich in meinem Zimmer.
Ich kann das so sin bisschen aus meinem Elternhaus nachvollziehen und m?chte noch mal allen Eltern empfehlen sich mehr um ihre Kinder zu k?mmern. Wenn das Gef?hl entsteht, man w?re Ihnen egal, ist das sehr verletzend und kann weitreichende Folgen auf das Leben haben. Es ist sehr schwer ist so etwas in jungen Jahren zu verarbeiten. Oft endet dies im Verdr?ngen auf verschiedenste Arten aber all diese Arten sind ungesund.
Was m?chtest du den H?rern von Sucht und Ordnung, aus deiner Erfahrung, mitgeben?
Ich m?chte noch mal alle jungen Leute davor warnen, wie leichtsinniger Umgang mit Drogen euer Leben zerst?ren kann. Auch wenn es teilweise sehr geil ist, achtet darauf das ihr es unter Kontrolle habt und diese Kontrolle nicht verliert. Achtet einfach bitte viel mehr auf Euch und aufeinander.
Danke Chris, tolles Schlusswort. Ich w?nsche dir, dass du es schaffst und weitere R?ckf?lle vermeiden kannst. Wenn euch diese Episode gefallen hat, hinterlasst doch gerne ein Kommentar.
Beste Gr??e, Roman